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Höhenmedizin

Einige Erläuterungen und Tipps zum Höhenbergsteigen

Physikalische Veränderungen in der Höhe

Viele Nichtbergsteiger sind oftmals der Meinung, dass mit zunehmender Höhe die Luft immer "dünner" wird. Der Sauerstoff, den ein Mensch in großen Höhen benötigt, wird tatsächlich weniger. Jedoch nicht, weil die Sauerstoffkonzentration abnimmt, sondern der Sauerstoffpartialdruck nimmt ab.

Das heißt, der Druck, mit dem der Sauerstoff in die Lungen des Bergsteigers gepresst wird, nimmt ab. Damit wird natürlich das Sauerstoffangebot für den Körper weniger und zwingt ihn zur Reaktion. Die Leistungsfähigkeit nimmt rapide ab und es kann zu Höhenerkrankungen kommen. Weitere Veränderungen in großer Höhe sind vermehrte UV-Strahlung, sinkender Wasserdampfdruck, und geringerer Luftwiderstand, da die Dichte der Luft niedriger ist. Damit ergibt sich ein Vorteil für den Arbeitsaufwand des Atmens: die Luft lässt sich leichter atmen.

In Höhenlagen über 5300 m kommt es aufgrund des sehr niedrigen Sauerstoffpartialdruckes zu einem stetigen Leistungsabfall und nach gewisser Zeit würde der Tod  durch allgemeine Erschöpfung eintreten.

Einteilung der Höhenlagen nach physiologischen Reaktionen:

8 848 m

 

Todeszone

Mt. Everest

Aufenthalt nur kurzfristig möglich, rapide Abnahme der körperlichen Funktionen

7 500 m

5 300 m

Extreme Höhe

Große Höhe

Aconquilca

Schnelle Abnahme der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit

3 000 m

Mittlere Höhe

 

erniedrigte physische Leistungsfähigkeit, dauerndes Leben möglich

1 200 m

Reizschwelle

Mexico City

Davos

erste Reaktionen auf die Höhe

0 m

 

München  
 
Wie reagiert nun der Körper auf das verringerte Sauerstoffangebot in großer Höhe?

Hyperventilation (gesteigerte Atmung) mit vermehrter Sauerstoffaufnahme

Verbesserte Sauerstofftransportfähigkeit durch Erhöhung der roten Blutkörperchen

Erhöhte Sauerstoffausschöpfung in den Zellen

Die wichtigste Reaktion dabei ist die gesteigerte Atmung. Bei einem langsamen Aufstieg kann der Körper den sinkenden Sauerstoffpartialdruck ausgleichen, indem sich zunächst die Atmung vertieft und steigert. Damit wird mehr Sauerstoff pro Minute aufgenommen. Durch die Steigerung der Atemtiefe wird gleichzeitig das CO2 aus den Lungenbläschen vermehrt abgeatmet.

Als weitere Reaktion tritt eine Steigerung der Herzfrequenz ein. Die Blutzufuhr für die Muskulatur wird jedoch gedrosselt, um Herz, Lunge, Nieren zu unterstützen. In den ersten Tagen des Höhenaufenthaltes verspürt der Bergsteiger deshalb eine muskuläre Schwäche und Leistungsabfall. Nach längerem Höhenaufenthalt (ca. 7 Wochen) hat sich der Körper weitgehend angepasst und die Herzfrequenz normalisiert sich wieder. Als Langzeitreaktion wird die Durchblutung der Muskulatur wieder erhöht, indem vermehrt Kapillare gebildet werden.

Höhenstörungen

Fast alle Erkrankungen in der Höhe haben ihre Ursache in der zu schnellen Erreichung dieser großen Höhe. Der Körper hat damit nicht genügend Zeit sich an den gesunkenen Sauerstoffpartialdruck anzupassen. Welche Störungen in der Höhe gibt es:

  1. Akute Höhenkrankheit (AHK)

  2. Höhenlungenödem (HLÖ)

  3. Höhenhirnödem (HHÖ)

  4. Periphere Ödeme

  5. Höhenbedingte Netzhautblutungen

  6. Chronische Bergkrankheit

  7. Erfrierungen

Akute Höhenkrankheit (AHK)

 

Symptome der Akuten Höhenkrankheit (AHK)

leichte Symptome

schwere Symptome

Kopfweh

Kurzatmigkeit

Schlaflosigkeit

Appetitlosigkeit

Schwäche

Husten

periphere Ödeme

Übelkeit

Schwindel

Erbrechen

Teilnahmslosigkeit

Angst

 

Die meisten Beschwerden treten bei einer Höhe um 3000 bis 4500 m auf, wobei die Aufstiegsgeschwindigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Falls die Symptome länger als ein bis zwei Tage anhalten muss etwas unternommen werden (z.B. Abstieg, kein weiterer Aufstieg, Ruhetag), da ansonsten die ganze Unternehmung gefährdet wäre. Nach 3 Tagen sollten die Symptome eigentlich verschwunden sein. 

Wie schon weiter oben erwähnt, sollte die erste Reaktion des Organismus auf die Höhe eine gesteigerte Atmung sein. Bei Bergsteigern mit Akklimatisationsproblemen ist diese jedoch nicht so ausgeprägt, so dass es zu einer Untersättigung des Blutes mit Sauerstoff kommt. Kapillare und Membranen werden geschädigt und es kommt zum Ödem (diffuse Flüssigkeitsansammlung im Gewebe). Ein weiteres Merkmal für schlechte Höhenanpassung ist Harnverhalt, d.h. es wird weniger Urin pro Tag als normal (1,5 l) produziert. Man kann also auch anhand der Urinausscheidung den Grad seiner Akklimatisation einschätzen. Alle Symptome können einzeln oder in Kombinationen auftreten.

Kopfschmerzen-Therapie

Leichte Kopfschmerzen mit Aspirin behandeln.

Stellt sich keine Verbesserung ein, Ruhetag einlegen!

Wirkt die Tablette nicht oder werden die Schmerzen stärker muss man unbedingt absteigen!

Schwere Symptome der AHK können immer noch am besten therapiert werden, indem man so schnell wie möglich 300 bis 500 m oder mehr absteigt!

Einschlafstörungen-Therapie

Eine etwas erhöhte Lagerung beim Schlafen.

Eventuell leichtes Einschlafmittel.

Bewusst ruhiges, gleichmäßiges Atmen.

 
Höhenlungenödem (HLÖ)

Die häufigste echte Erkrankung in großer Höhe ist das Höhenlungenödem. Was ist nun ein Höhenlungenödem?

Ab etwa 3500 m erhöht sich der Druck im Lungenkreislauf. Normal beträgt er 10-15 mm Hg, beim Erstaufstieg steigt er auf etwa 30 mm Hg und bei einem Höhenlungenödem erreicht er Werte von ca. 60 mm Hg. Dadurch kommt es zum Übertritt von Blutplasma in die Lungenbläschen. Die Sauerstoffaufnahme wird dadurch behindert, so dass es zu Atemnot und Atemrasseln kommt.

Ursachen des Höhenlungenödems

individuelle Anfälligkeit

Aufstiegsgeschwindigkeit zu hoch

zu hohe Schlafhöhe

Anstrengung bis zur Erschöpfung

zusätzliche Infektionen

 

Symptome des Höhenlungenödems

Atemnot

rasselndes Atemgeräusch

Husten, manchmal mit Auswurf

Beklemmungsgefühl

blauverfärbte Lippen

Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Müdigkeit

 

Die Therapie des Höhenlungenödems ist für einzelne Bergsteiger oder kleine Seilschaften nicht immer ganz einfach, da kleine Seilschaften kaum alle Hilfsmittel mitführen dürften. 

Deshalb muss man sagen, dass die wichtigste Handlung wiederum der sofortige Abstieg oder Abtransport um 500 Hm nach unten ist!

Falls der Abtransport durch äußere Umstände verzögert wird, kann der Zustand durch Gabe von Sauerstoff etwas verbessert werden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Behandlung mit dem Überdrucksack. Diese Möglichkeiten werden aber wahrscheinlich nur bei größeren Expeditionen oder kommerziellen Unternehmungen genutzt werden können.

Es bietet sich noch die Therapie mit Medikamenten an (wie z.B. Nifedipin), jedoch verhindern diese nur die weitere Verschlechterung oder bewirken nur eine kurzzeitige Verbesserung. Diese Zeit muss dann unbedingt für den Abtransport nach unten genutzt werden.

Therapie Höhenlungenödem

Sauerstoffgabe (4-6 Liter pro Minute)

Medikamente wie Nifedipin (10-20 mg)

Überdrucksack

Abstieg bzw. Abtransport um mindestens 500 Hm nach unten

Erkrankten nie allein lassen

 

Der Wiederaufstieg nach einem Höhenlungenödem kann nur bei bester Gesundheit erfolgen und wenn der Bergsteiger vollkommen ohne Symptome ist. Prophylaktisch kann Diamox (2 x 250mg/Tag bis zur Rückkehr) oder/und Nifedipin (3 x 20mg/Tag bis zur Rückkehr) genommen werden.

Höhenhirnödem (HHÖ)

Ein Höhenhirnödem entsteht durch die gesteigerte Hirndurchblutung. Durch ein allgemeines Ödem erhöht sich der Hirndruck und es kommt zu Blutungen und Thrombosen (Blutgerinnseln).

Ein Höhenhirnödem ist immer eine lebensbedrohende Erkrankung! Kann der Betroffene nicht sofort so weit wie möglich nach unten abtransportiert werden, endet sie häufig mit dem Tod des Bergsteigers. Die Diagnose ist nicht ganz einfach, da der Übergang von einer schweren AHK fließend ist. Allerdings tritt ein HHÖ eher selten in Höhen unter 5000 m auf, bei Expeditionen über 5000 m ist fast immer ein Arzt dabei und damit fachkundige Hilfe sichergestellt.

Symptome Höhenhirnödem

rasende Kopfschmerzen

psychische Veränderungen

neurologische Veränderungen

Koordinationsschwierigkeiten

Sprachstörungen

Apathie

Die meisten Symptome verschwinden in tieferen Lagen innerhalb weniger Tage. Kopfschmerzen jedoch können auch länger anhalten und sind schwer behandelbar. Ein Wiederaufstieg kann bei völliger Beschwerdefreiheit nach ca. einer Woche erfolgen. Dabei sollte genau wie beim HLÖ Diamox als Prophylaxe eingenommen werden.

Therapie Höhenhirnödem

Fortecortin 100 mg (Dexamethason= Cortison), zuerst intravenös (der Laie kann die Spritze bei einem Notfall auch intramuskulär geben)

dann alle 6 Std. 4 mg Tabletten

Sauerstoff

Abtransport

 

Das Wichtigste auch hier wieder:

So schnell wie möglich und so tief wie möglich den Betroffenen abtransportieren!

Periphere Ödeme

Periphere Ödeme finden sich zumeist an Fingern, Knöcheln und im Gesicht (Lid und Wangen). Sie sind Hinweis auf eine noch nicht ausreichende Akklimatisation und auf erhöhte Ödembereitschaft des Betroffenen.

Eine direkte Therapie ist nicht möglich, man sollte nur zu straffe Rucksackriemen oder beengende Kleidung vermeiden, da dies die Symptome verschlechtert.

Höhenbedingte Netzhautblutung

Höhenbedingte Netzhautblutungen müssen nicht therapiert werden, sie verschwinden von selbst innerhalb einiger Wochen. Ursache sind wahrscheinlich kleinere Thrombosen der Gefäße und Drucksteigerungen im Gehirn.

Chronische Höhenkrankheit

Die chronische Höhenkrankheit betrifft Bergsteiger nicht, deshalb werde ich hier auch nicht näher darauf eingehen. Nur soviel: sie ist noch nicht restlos erforscht und betrifft fast nur die südamerikanische Andenbevölkerung.

Erfrierungen

Beim Bergsteigen in größeren Höhen liegen die Gründe für Erfrierungen im Verlust von Körperflüssigkeit.

In erster Linie entsteht der Flüssigkeitsverlust durch die Hyperventilation, d.h. durch die verstärkte Atmung und die erhöhte Atemfrequenz. Körpereigenes Wasser wird verstärkt abgeatmet. Der Körper nimmt auch über die Atemluft keinen Wasserdampf auf, da in großen Höhen bei Temperaturen unter 0°C kein Wasserdampf in der Luft mehr vorhanden ist. Weitere Flüssigkeitsverluste entstehen durch Schwitzen. Außerdem scheint das Durstzentrum im Gehirn nicht mehr so gut zu funktionieren, so dass das Durstgefühl nicht genügend ausgeprägt ist und der Bergsteiger das Trinken vernachlässigt.

Durch all diese Dinge steigt der Hämatokritwert des Blutes, d.h. der feste Blutbestandteil an Zellen im Vergleich zum Blutplasma erhöht sich. Dies bedeutet jedoch, dass sich die Viskosität (Fließeigenschaft) des Blutes verringert. Als Folge daraus werden kleinste Kapillare (in den Finger- oder Zehenspitzen) nicht mehr optimal mit Sauerstoff versorgt.

Ursachen von Erfrierungen

Flüssigkeitsverluste mit Eindickung des Blutes

zu geringe Trinkmenge

schlechter körperlicher Zustand

verminderte Durchblutung durch Kälte und Sauerstoffmangel

Feuchtigkeit (z.B. in Schuhen)

Windgeschwindigkeit

Der eigentliche Gefriervorgang funktioniert folgendermaßen:

Der Körper schützt bei Kälte den Körperkern mit seinen lebenswichtigen Organen durch Verengung der peripheren Gefäße vor weiterer Auskühlung. Damit verringert sich das zirkulierende Blutvolumen in diesen Bereichen, es kommt zum Ödem und schließlich zur Auskristallisierung der Zellflüssigkeit. Diese Eiskristalle zerstören unwiderruflich die Zellstruktur.

Prophylaxe Erfrierungen

Optimale Ausrüstung

Trinken, trinken, trinken!

Vorsicht bei feuchten Socken und Handschuhen

exzellente körperliche Verfassung

Vorsicht bei Wind

Auf die Therapie von Erfrierungen möchte ich hier nicht weiter eingehen, da diese für den Laien und selbst für unerfahrene Ärzte nicht ganz einfach ist.

Hier nur noch ein paar Hinweise was man bei Erfrierungen nicht tun sollte:

  • Die Haut auf keinen Fall mit Schnee einreiben!

  • Wegen zusätzlicher Feuchtigkeit erfrorene Finger nicht in den Mund nehmen!

  • Auf keinen Fall erfrorene Gliedmaßen über offener Flamme erwärmen (fehlende Sensibilität)!

  • Nicht rauchen (Blutgefäße verengen sich weiter)!

  • Nicht weiter absteigen bei erfrorenen Zehen oder Füßen (mechanische Schädigung des Gewebes)! 

Einige Betrachtungen zur Taktik während der Tour

Die beste Vorbeugung gegen Höhenstörungen ist eine gute Vorbereitung und Akklimatisation. Um die Höhentauglichkeit festzustellen gibt es allerdings keine medizinische Voruntersuchung. Sicher ist nur, dass bei früheren Symptomen von Höhenstörungen die Möglichkeit erneut Probleme zu bekommen eher besteht. Geht man in sehr große Höhen, so sind Vorbereitungstouren in den Alpen über 4000 m sicher hilfreich für die Akklimatisation, wenn der Zeitraum zwischen den Höhenaufenthalten nicht zu groß ist.

Während der Tour sollte man sich nicht unter Zeitdruck setzen. Oftmals werden zu wenige Reservetage für die Gipfelbesteigung eingeplant. Im Zusammenhang mit der Gruppendynamik kann dies zu Problemen führen. Der Gipfel muss in einer bestimmten Zeit erreicht werden und der Leistungsstärkere nimmt keine Rücksicht auf den Schwächeren. Der Schwächere wiederum versucht das Tempo mitzuhalten und überfordert sich dabei. Aus eigenem Erleben weis ich, dass damit die gesamte Tour gefährdet sein kann.

Eine wichtige Rolle spielt die Regel "Go high, sleep down" für die Akklimatisation. Ab einer Höhe von etwa 2500 m treten seltener Höhenbeschwerden auf, wenn man nicht mehr als 400 m pro Tag aufsteigt. Das bedeutet, dass durchaus höher aufgestiegen werden kann, die Schlafhöhe jedoch nur 400 m höher liegen soll als am Vortag. Ist dies aus organisatorischen Gründen nicht einzuhalten, sollte ein Rasttag eingelegt werden.

An Rasttagen bleibt die Schlafhöhe gleich. Der Körper hat Zeit, sich besser an die Höhe anzupassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man an solchen Rasttagen durchaus kleinere Aufstiege ohne Gepäck machen kann oder nur auf gleicher Höhe die Gegend etwas erkunden kann. Dies ist meist hilfreicher für die Akklimatisation als nur im Zelt zu liegen. 

Seine eigenen Körperreaktionen sollte man während der Tour gut beobachten. Zum Beispiel bedeutet dunkler Urin immer eine hohe Konzentration und damit zu geringe Flüssigkeitsaufnahme. Bei zu geringer Urinproduktion steigt die Gefahr von Höhenstörungen (AHK) deutlich an. Man muss es sich also zur Gewohnheit machen, so oft wie möglich zu trinken. Auch andere Reaktionen des Körpers sollten genau beobachtet werden, damit rechtzeitig auf beginnende Höhenstörungen reagiert werden kann.

Zusammenfassend zur Taktik:

Verhalten während der Tour

kein Zeitdruck

kein Aufstieg mit Erkrankungen

keine Überanstrengung, aber aktive Anpassung

langsamer Aufstieg (nicht mehr als 400 Hm am Tag)

eigene Reaktionen beobachten (z.B. Urinmenge größer als 1,5 l pro Tag, Puls, Kopfschmerzen)

Medikamente als Akklimatisationshilfen

Medikamente als Akklimatisationshilfe zu benutzen oder eventuelle Störungen damit zu behandeln sollte die Ausnahme bleiben. Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Die Symptome der verschiedenen Höhenstörungen können unterdrückt werden, so dass die Höhenstörung zu spät erkannt wird, was die Situation noch verschlimmert. Bei europäischen Bergsteigern ist die Einnahme von Medikamenten als Akklimatisationshilfe unter dem Gesichtspunkt "by fair means" auch nicht üblich. 

Bei bestimmten Situationen oder Vorerkrankungen kann aber eine medikamentöse Behandlung oder Prophylaxe unumgänglich sein.

Diamox (Acetazolamid)

Diamox ist ein entwässerndes Mittel und greift in die Funktion der Nieren ein. Dies hat Reaktionen des Atemzentrums zur Folge. Die Atemtiefe wird zugunsten der Atemfrequenz verbessert. Besonders während des Schlafs wirkt sich dies positiv aus, die Atemaussetzer bleiben aus und man atmet gleichmäßiger. Schlafstörungen bleiben so aus. Außerdem wird die Hirnwasserproduktion reduziert und damit der Hirndruck gesenkt, was wiederum die Kopfschmerzen mindert.

Als wichtigste Nebenwirkung wäre der weitere Wasserverlust zu nennen. Von daher ist die Einnahme von Diamox in Höhen über 5200 m bedenklich.

Trotzdem kann die Einnahme als Prophylaxe richtig sein:

Diamox als Prophylaxe

bei unvermeidlich schnellen Aufstiegen in große Höhen

bei Flügen auf hochgelegene Flugplätze (z.B. Lhasa, 3400 m)

schwere AHK oder HLÖ aus vergangenen Höhenaufenthalten bekannt

bei Wiederaufstieg nach Höhenlungenödem

Dosierung

Beginn 12-24 Std. vor dem Aufstieg, 2 x pro Tag 250 mg

Dexamethason

Dexamethason ist ein künstliches Kortisonpräparat und das wichtigste Medikament zur Behandlung des Höhenhirnödems. Es hat stark abschwellende Wirkung und bekämpft somit alle Symptome der Höhenstörungen. Das Präparat hat aber auch starke Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Diabetes, Wundheilungsstörungen. Wegen dieser Nebenwirkungen ist eine prophylaktische Einnahme von Dexamethason nicht ratsam.

Die Nebenwirkungen sind allerdings wegen der akuten Lebensgefahr bei einem Höhenhirnödem zu vernachlässigen. In dem Falle muss sofort eine Injektion mit Fortecortin 100 mg intravenös erfolgen. Der Laie kann die Spritze auch intramuskulär geben.

Nifedipin

Nifedipin wird zur Behandlung von Herzkrankheiten verwendet. Es senkt den Blutdruck, der bei AHK und HLÖ immer erhöht ist. Zur Prophylaxe kann man das Mittel 24 Stunden vor dem Aufstieg in einer Dosis von 3 x 20 mg bis zur Rückkehr nehmen. Dies empfiehlt sich jedoch nur, wenn der Bergsteiger schon früher Probleme bei Höhenaufenthalten oder gar schon ein Höhenlungenödem hatte.

Nochmals: Vorsicht, das Mittel ist stark blutdrucksenkend!


Zu den obigen Ausführungen möchte ich hier noch folgendes sagen:

Ich bin kein Arzt oder Wissenschaftler, der sich mit Höhenmedizin beschäftigt! Für die Richtigkeit aller oben gemachten Angaben kann ich deswegen keine Gewähr übernehmen! Alles, was Ihr hier nachlesen könnt, habe ich mir aus Fachliteratur zur Höhenmedizin oder alpinen Publikationen des Deutschen Alpenvereins selbst angelesen. Zum Teil sind es auch eigene Erfahrungen. 

Dieser Beitrag ersetzt selbstverständlich nicht den Gang zum Arzt vor einer Unternehmung in den Bergen. Jeder hat schließlich andere konstitutionelle Voraussetzungen und eine andere Krankenvorgeschichte. Deshalb rate ich hier dringend, sich vorher bei einem Höhenmediziner (das kann ein Sportarzt sein) zu informieren. Bei kommerziellen Unternehmungen bekommt man auch erste medizinische Hinweise vom Veranstalter.


Copyright © 2002 Uwe Gerber. Alle Rechte vorbehalten.

Stand:     02. November 2018

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